dramatische Entwicklungen bei den Öl- und Gaspreisen

Der Fluch des billigen Öls – Jens Berger –  www.Nachdenkseiten.de

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Wenn es einer Erklärung für den rapiden Verfall des Ölpreises bedarf, dann liefert ihn die IEA in ihrem aktuellen Marktbericht: Demnach ist die Nachfrage für Öl im dritten Quartal 2015 um durchschnittlich 2,1 Millionen Barrel und im vierten Quartal um 1,0 Millionen Barrel pro Tag gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Angebot ist jedoch im letzten Jahr um 2,6 Millionen Barrel pro Tag angewachsen. Angebot und Nachfrage klaffen also immer weiter auseinander. Der ökonomischen Logik zufolge müssen dann auch die Preise sinken und genau dies ist momentan zu beobachten. Während auf der Nachfrageseite für die mittlere Zukunft keine plausiblen Änderungen am Markt zu erwarten sind, wird der Wegfall der Iran-Sanktionen die Angebotsseite noch weiter ansteigen lassen. Im jetzigen Quartal will Iran seinen Ölexport um 0,5 Millionen Barrel pro Tag steigern; mittelfristig sollen es sogar 1,0 Millionen Barrel pro Tag werden. Wen wundert es da, dass selbst seriöse Analysten bereits einen Ölpreis von unter 20 US$ pro Barrel prognostizieren.

Wer ist verantwortlich für den Preisverfall?

Sowohl in den Finanzzeitungen als auch im Internet kursieren zahlreiche Gerüchte, wer denn nun die Verantwortung für den Preisverfall trägt. Ganz oben auf der Liste der Verdächtigen rangiert dabei Saudi-Arabien, das angeblich durch niedrige Ölpreise die Fracking-Konkurrenz in den USA vernichten will. Doch diese Erklärung greift bei näherer Betrachtung nicht. Saudi-Arabien ist als der einzige Swing-Produzent der OPEC bekannt – also das einzige Land, dass seine Förderung bei Bedarf nicht nur nach unten, sondern auch nach oben anpassen kann. Die Experten sind sich uneins darüber, ob das wirklich stimmt. Fest steht jedoch, das Saudi-Arabien seit Jahren die Förderhähne ganz weit offen hat, also nicht für die Ausweitung des Angebots verantwortlich sein kann. Hauptverantwortlich ist vielmehr das vermeintliche „Opfer“ der Saudis – die amerikanischen Fracker. In den letzten zehn Jahren hat sich die US-Ölförderungen vor allem aufgrund der Schieferölförderung von rund 5 Millionen Barrel pro Tag auf heute rund 9 Millionen Barrel pro Tag fast verdoppelt.

Diese Menge ist es dann auch, die maßgeblich für den sinkenden Ölpreis an den Weltmärkten verantwortlich ist. Die Steigerung der Förderung von „alternativen“ Ölquellen steht in den USA schon seit Jahrzehnten ziemlich weit oben auf der Liste der wirtschaftspolitischen Prioritäten. Besonders George W. Bush erklärte die Steigerung der heimischen Förderung und damit die Verringerung der Abhängigkeit von Ölimporten zur Chefsache und gab milliardenschwere Fördermittel frei. Es scheint, als habe Bush mit diesem Projekt Erfolg gehabt. In den letzten zehn Jahren gingen die Netto-Öl-Importe der USA von rund 13 Millionen Barrel pro Tag auf heute rund 5 Millionen Barrel pro Tag zurück. Und dieser massive Rückgang auf der Nachfrageseite hat natürlich massive Auswirkungen auf den globalen Markt und damit den Ölpreis.

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